Kommt das Aus für kinderfreie Urlaubsorte? In Frankreich könnte es künftig gesetzliche Einschränkungen für Adults-only-Hotels, kinderfreie Campingplätze und Restaurants nur für Erwachsene geben. Die Regierung prüft derzeit Maßnahmen gegen Angebote, die sich ausschließlich an erwachsene Gäste richten. Dieses Vorhaben hat eine hitzige Debatte über Toleranz, gesellschaftliche Werte und Diskriminierung ausgelöst.
Französische Regierung warnt vor wachsender Intoleranz gegenüber Kindern.
Hintergrund ist die wachsende öffentliche Diskussion über eine angeblich zunehmende Ablehnung von Kindern in der Gesellschaft. Vor allem in einem Land mit sinkender Geburtenrate sehen einige Politiker und Beamte hier eine bedenkliche Entwicklung. Die französische Beauftragte für Kinderschutz, Sarah El Haïry, kritisierte in diesem Zusammenhang eine „No-Kids“-Mentalität, die ihrer Ansicht nach gesellschaftlich gefährlich ist. Laut Medienberichten äußerte sie, dass die Ausgrenzung von Kindern zur „Gewalt gegen Kinder“ beitragen könne und dabei sei, ein gesellschaftliches Klima zu fördern, in dem Stille und kinderfreie Räume als Luxus gelten.
El Haïry betonte, dass Kinder nun einmal laut sind, lachen und sich bewegen – das sei keine Störung, sondern kindlich und natürlich. Die zunehmende Tendenz, Kinder als störend zu empfinden, könne langfristig Eltern unter Druck setzen und die Gesellschaft spalten. Juristische Schritte gegen Hotels, die Kinder generell ablehnen, würden derzeit von staatlichen Rechtsabteilungen geprüft.
Adults-only-Hotels in Frankreich im Fokus
In Frankreich werben zahlreiche Unterkünfte ganz offen mit einem Konzept für Erwachsene. Dazu zählt etwa das Hotel Saint-Delis im normannischen Honfleur, das mit einem exklusiven und ruhigen Aufenthalt bei Zimmerpreisen ab rund 330 Euro pro Nacht wirbt. Auch einige Campingplätze wie der Camp Laurent im Südwesten des Landes nehmen nur volljährige Gäste auf.
Kritiker solcher Konzepte verweisen auf Belgien, wo laut dem Magazin Paris Match bereits rund zehn Prozent aller Restaurants Kindern den Zutritt verweigern. In Frankreich will die sozialistische Senatorin Laurence Rossignol nun ein Gesetz einbringen, das solche Verbote ausdrücklich untersagt. Kinder dürften ihrer Ansicht nach weder in Hotels noch in Restaurants oder auf Campingplätzen pauschal ausgeschlossen werden.
Ist ein Verbot von Erwachsenenhotels überhaupt legal?
Einige Jurist:innen argumentieren, dass entsprechende Verbote ohnehin schon rechtswidrig sind – gemäß dem französischen Antidiskriminierungsgesetz, das Ungleichbehandlungen aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Familiensituation oder Alter untersagt. In dieser Auslegung wäre ein Adults-only-Angebot nicht mit geltendem Recht vereinbar, selbst ohne ein neues Gesetz.
Gesellschaftlich umstritten: kinderfreie Zonen im Urlaub
Die Debatte spaltet nicht nur die Politik, sondern auch Reisende. Während viele Gäste das Konzept von Erwachsenenhotels begrüßen, da sie Ruhe, Wellness oder romantische Zweisamkeit suchen, lehnen andere die Idee kategorisch ab. In den sozialen Netzwerken berichten einige Nutzer:innen, dass sie bewusst nur Erwachsenenhotels buchen und dort sowohl luxuriöse als auch preisgünstige Optionen finden. Manche wünschten sich sogar Erwachsenenflüge.
Andere wiederum äußerten Unverständnis. Für sie gehören Kinder und Jugendliche selbstverständlich zum öffentlichen Raum – auch im Urlaub. Sie empfinden Adults-only-Angebote als elitär oder sogar feindlich gegenüber Familien.
Was plant die Regierung in Frankreich konkret?
El Haïry möchte touristische Unternehmen, Hoteliers und Interessenvertretungen an einen Tisch holen. Das Ziel besteht darin, die Branche zu einer „kinderfreundlicheren“ Haltung zu bewegen. Man wolle das Miteinander fördern, nicht das Gegeneinander, so die Botschaft.
Eine Richtungsentscheidung mit Signalwirkung
Frankreich steht vor einer Grundsatzfrage: Ist es legitim, Urlaubsorte gezielt für Erwachsene anzubieten, oder widerspricht das dem gesellschaftlichen Auftrag zur Integration aller Altersgruppen? Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Modell „Adults only“ in Frankreich Bestand hat oder politisch unter Druck gerät. Für viele Reisende wäre ein Verbot ein herber Rückschlag, für andere hingegen ein Schritt zu mehr Gleichberechtigung im öffentlichen Raum.